Der THTR-Rundbrief

Newsletter XVIII 2024

28. April bis ...

***


  2024 2023 2022 2021
2020 2019 2018 2017 2016
2015 2014 2013 2012 2011

Aktuelles+ Hintergrundwissen

Die PDF-Datei "Nuclear Power Accidents" enthält eine Reihe weiterer Vorfälle aus verschiedenen Bereichen der Atomindustrie. Einige der Ereignisse wurden nie über offizielle Kanäle veröffentlicht, so dass diese Informationen der Öffentlichkeit nur auf Umwegen zugänglich gemacht werden konnten. Die Liste der Zwischenfälle in der PDF-Datei ist daher nicht zu 100% identisch mit "INES und die Störungen in kerntechnischen Anlagen", sondern stellt eine Ergänzung dar.


1. Mai 1968 (INES 4 | NAMS 4,6) Atomfabrik Windscale/Sellafield, GBR

1. Mai 1962 (franz. Atomtest "Beryl") In Ekker, Algerien, FRA

2. Mai 1967 (INES 4) Akw Chapelcross, GBR

4. Mai 1986 (INES 0 Klass.?) Akw THTR 300, DEU

7. Mai 2007 (INES 1) Akw Philippsburg, DEU

7. Mai 1966 (INES 4) Forschungsinstitut RIAR, Melekess, UdSSR

11. bis 13. Mai 1998 (6 Atombombentests) Pokhran, IND

11. Mai 1969 (INES 5 | NAMS 2,3) Atomfabrik Rocky Flats, USA

12. Mai 1988 (INES 2) Akw Civaux, FRA

13. Mai 1978 (INES ? Klass.?) Akw AVR Jülich, DEU

18. Mai 1974 (Indiens 1. Atombombentest) Pokhran, IND

21. Mai 1946 (INES 4) Tödlicher Unfall in Los Alamos, NM, USA

22. Mai 1968 (Broken ArrowUSS Scorpion sank sw. der Azoren, USA

24. Mai 1958 (INES ? Klass.?) NRU-Reaktor Chalk River, CAN

25. Mai 2009 (Nordkoreas 2. Atombombentest) Punggye-ri, PRK

26. Mai 1971 (INES 4 | Klass.?) Kurtschatow-Institut, Moskau, UdSSR

27. Mai 1956 (US-Atombombentests) Eniwetok und Bikini, USA

28. bis 30. Mai 1998 (6 pakistanische Atombombentests) Ras Koh, PAK

 

Wir sind immer auf der Suche nach aktuellen Informationen. Wer helfen kann, sende bitte eine Nachricht an:
nukleare-welt@reaktorpleite.de

 


29. April


 

Klimaschutz | Treibhausgas | Emissionshandel

Emissionshandel: Wie der Staat Klimasünder begünstigt

Ausgerechnet klimaschädliche Industrien werden weniger zu Klimaschutz angehalten als andere Unternehmen. Ein neues Buch deckt auf.

Der Ausstoss von Treibhausgasen soll einen Preis haben. Das verspricht das Emissionshandelssystem, das die Schweiz 2008 eingeführt hat. Die Menge an CO2, die jährlich ausgestossen werden darf, wird staatlich vorgegeben. Und sie soll sich sukzessive verringern. Das Angebot soll knapp werden und folglich sich der Preis für Emissionsrechte erhöhen. Und so soll der Markt Anreize schaffen, die Produktion von klimaschädlich auf klimaschonend umzustellen.

Das tönt gut und verlockend. Warum sollte das Handelssystem nicht geeignet sein, marktliberal Gesinnte und Klimaschutz-Radikale versöhnlich zu stimmen? Doch die Realität folgt nicht dem Lehrbuch. Statt für den Treibhausgasausstoss einen Preis zu bezahlen, beglückt der Staat die Akteure auf dem Emissionshandelssystem reichlich mit Rechten auf Verschmutzung. Alex Tiefenbacher und Luca Mondgenast blicken in ihrem Buch «CO2-Ausstoss zum Nulltarif» hinter die schöne Fassade des Emissionshandelsprojekts und decken minutiös die Absurditäten des Systems auf. Deren gibt es viele und mehr als sich selbst kritische Geister es sich vorstellen mögen...

*

Ukraine | Korruption | Klitschko

Politische Ambitionen vergessen

Klitschko fordert mehr Einsatz gegen Korruption

Erst im Dezember macht Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko dem ukrainischen Präsidenten schwere Vorwürfe. Nun kritisiert er die mangelhafte Korruptionsbekämpfung in der Ukraine. Gegenüber Selenskyj zeigt er sich wiederum etwas verständnisvoller.

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko hat der ukrainischen Regierung vorgeworfen, zu wenig gegen die im Land grassierende Korruption zu unternehmen. Auf die Frage, ob die Regierung bei der Korruptionsbekämpfung auf einem guten Weg sei, sagte er in einem Interview der Zeitungen der Funke Mediengruppe: "Diese Frage können Sie jedem Bürger stellen und ich bin sicher, jeder Bürger sagt: 'Nein'." Er selbst habe "genau dieselbe Meinung".

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat immer wieder einen rigorosen Kampf gegen Korruption und Veruntreuung von Mitteln im Staatsapparat angekündigt. Der Nachweis von Erfolgen bei diesem Kampf gilt auch als Voraussetzung für eine EU-Mitgliedschaft seines Landes. Erst vor wenigen Tagen hatte Agrarminister Mykola Solskyj aufgrund von Korruptionsvorwürfen seinen Rücktritt eingereicht.

[...] Politische Ambitionen beiseitelassen

Auf die Frage, ob er sich mit Selenskyj mittlerweile getroffen habe, um die Spannungen zwischen den beiden aus der Welt zu schaffen, sagte Klitschko, er habe das seit dem Kriegsanfang zigmal versucht, weil von der Hauptstadt viel abhänge. "Aber leider hatte ich nicht die Gelegenheit, Selenskyj persönlich zu treffen. Wahrscheinlich hat er anderes zu tun." Wichtig sei es, in der aktuellen Lage politische Ambitionen zu vergessen. "In einer solchen Situation politischen Wettbewerb zu betreiben, ist Dummheit." Klitschko hatte Selenskyj Anfang Dezember ungewöhnlich deutlich Fehler vorgeworfen...

 


28. April


 

Vereinigte Staaten | Gaza | Netanyahu | Hilfslieferungen

Telefonat mit Netanyahu

Biden fordert mehr Hilfslieferungen für Gaza

Die Vereinigten Staaten üben im Nahostkrieg weiter Druck auf die israelische Regierung aus. In einem Telefonat mit Benjamin Netanyahu drängte US-Präsident Joe Biden darauf, die Hilfen für Gaza auszuweiten.

Vor erneuten Krisengesprächen über den Gazakrieg hat US-Präsident Joe Biden den Ausbau der humanitären Hilfe in dem abgeriegelten Küstenstreifen gefordert. In einem Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu habe Biden betont, dass die jüngsten Fortschritte bei den Hilfslieferungen in voller Abstimmung mit den humanitären Organisationen fortgesetzt und verstärkt werden müssten, teilte das Weiße Haus mit. Biden habe unter anderem auf die Vorbereitungen für die Öffnung neuer Grenzübergänge im Norden Israels ab dieser Woche verwiesen.

Israel steht international massiv unter Druck, mehr Hilfslieferungen in das abgeriegelte Gebiet am Mittelmeer zu lassen. Jüngst hatte das Land Grenzübergänge für Hilfslieferungen geöffnet. Die Vereinten Nationen haben zuletzt eine Zunahme der ankommenden Lastwagen bestätigt, fordern von Israel aber weitere Schritte, um mehr Hilfslieferungen zu ermöglichen.

[...] USA warnen vor Offensive in Rafah

Biden und Netanyahu hätten in dem Gespräch auch das Thema Rafah erörtert, hieß es weiter. Biden habe dabei seinen klaren Standpunkt bekräftigt. Die USA als wichtigster Verbündeter Israels haben die Regierung von Netanyahu wiederholt vor einer groß angelegten Offensive in der Stadt Rafah gewarnt. Die Stadt an der Grenze zu Ägypten ist derzeit mit Hunderttausenden Flüchtlingen überfüllt.

Israels Außenminister Katz hatte erklärt, Israel sei bereit, den Militäreinsatz in Rafah zu verschieben, sollte ein Geisel-Deal zustande kommen. Hoffnungen auf eine Einigung bei den indirekten Verhandlungen hatten sich allerdings bisher immer wieder zerschlagen. Biden verwies in dem Gespräch mit Netanyahu auf eine Erklärung, in der er mit 17 anderen Staats- und Regierungschefs die Hamas aufgefordert habe, die Geiseln unverzüglich freizulassen, um einen Waffenstillstand und eine Erleichterung für die Menschen in Gaza zu erreichen.

*

Israel | Haftbefehle | IStGH

Benjamin Netanjahu fürchtet Haftbefehl aus Den Haag

Israels Premier wartet laut Medienberichten besorgt auf eine Entscheidung des Internationalen Strafgerichtshofs. Demnach könnte es Haftbefehle nicht nur gegen ihn geben.

Die israelische Regierung rechnet offenbar in Kürze mit Haftbefehlen des Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag gegen Premier Benjamin Netanjahu, Verteidigungsminister Joaw Galant und Generalstabschef Herzi Halewi. Netanjahu sei wegen möglicher Festnahmen, die eine dramatische Verschlechterung des internationalen Ansehens Israels bedeuten würden, äußerst besorgt, berichten israelische Medien. Der Strafgerichtshof unter Chefankläger Karim Khan ermittelt bereits seit 2021 gegen die Hamas und Israel wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen im Gazastreifen. Auch zu Gewalt israelischer Siedler im Westjordanland laufen Untersuchungen.

[...] Israel erkennt das Gericht nicht an

Juristisch würde ein Haftbefehl des IStGH gegen Netanjahu und andere Israelis bedeuten: Staaten, die die Statuten des IStGH unterzeichnet haben, wären verpflichtet, diese Personen festzunehmen und an den Gerichtshof zu überstellen – sofern sie sich auf das Hoheitsgebiet dieser Staaten begeben. Der Strafgerichtshof verfolgt Individuen wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord. Israel erkennt das Gericht nicht an. Aber die palästinensischen Gebiete sind Vertragsstaat. Daher darf der Ankläger auch ermitteln. Khan hatte zuletzt vier internationale Haftbefehle gegen hochrangige Russen erlassen wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen, darunter auch gegen Präsident Wladimir Putin.

Angehörige von Geiseln der islamistischen Hamas hatten den Strafgerichtshof im Februar außerdem dazu aufgerufen, gegen die Führer der Terrororganisation zu ermitteln und Haftbefehle zu erlassen. Sie forderten strafrechtliche Ermittlungen wegen Geiselnahme, sexueller Gewaltverbrechen, Folter und Mord.

*

Ukraine | Wehrpflicht | Kriegsdienstverweigerung

Die Masse der ukrainischen Kriegsdienstverweigerer durchkreuzt Nato-Interessen

Nach Umfragen will sich eine Mehrheit der wehrpflichtigen Männer nicht mobilisieren lassen. Der Fall zeigt, was auch hierzulande im Kriegsfall geschehen würde.

Man ist erst versucht, die Situation in der Ukraine mit der zu vergleichen, die in Deutschland im Kriegsfall eintreten würde. Das wird einem auch von Krieg=Frieden-Befürwortern nahegelegt, die Deutschland kriegstüchtig machen, die Militärausgaben steigern und am liebsten die Wehrpflicht wieder einführen wollen, weil schon jetzt seit Jahren nicht genügend junge Menschen sich bei der Bundeswehr verdingen.

Seit Jahren fehlen nach Personalplan 20.000 Soldatinnen und Soldaten. In ihren eben vorgelegten Bericht für 2023 schreibt die Wehrbeauftragte Eva Högl: „Die Truppe altert und schrumpft immer weiter.“ Berufssoldaten gibt es von den insgesamt 181.000 etwa 57.000, mit 114.000 sind die meisten Soldatinnen und Soldaten auf Zeit, die oft nur kurz bei der Bundeswehr bleiben. Das Durchschnittsalter auf 33,8 Jahre gestiegen. Und ein Viertel der neu eingestellten Soldatinnen und Soldaten steigt noch in der sechsmonatigen Probezeit aus. Auch die Frauen, auf die man gesetzt hatte, strömen nicht gerade zur Bundeswehr. Eigentlich sollte die Quote jetzt bei 20 Prozent liegen, faktisch beträgt die Frauenquote unter 10 Prozent – und es bewerben sich weniger.

Recht auf Kriegsdienstverweigerung

Um der sinkenden Lust am Soldatensein entgegenzutreten, werden wieder Rufe nach einer Aktivierung der Wehrpflicht laut, die 2011 auch nicht abgeschafft, sondern nur ausgesetzt wurde.

[...] Weit mehr als die Hälfte der ukrainischen Männer im wehrpflichtigen Alter wäre nicht bereit, heißt das wohl, für das Ziel eines militärischen Sieges, was immer er bedeuten soll, der ukrainischen Regierung zu kämpfen und ihr Leben zu riskieren. Und sie sind auch nicht willens, die von oben verordnete Arbeitsteilung zwischen der Ukraine und dem Westen zu erfüllen.

Das sollte allmählich auch den Politikern im Westen zu denken geben, die Verhandlungen ablehnen und die Ukraine mit westlichen Waffenlieferungen weiterkämpfen lassen wollen, egal wie viele Menschenleben das kostet. Die Ukrainer sollen ihr Leben auch für die Nato-Ziele einsetzen, während die Menschen der Nato-Länder gnädig verschont bleiben sollen, dafür aber zur Kasse gebeten werden, was vor allem die Ärmeren tangiert, um das „Verteidigungsbündnis“ geeint zu halten und gegen Russland und China aufzurüsten, während man der Vernichtung der Palästinenser in Gaza zuschaut und Kritik als Antisemitismus bekämpft.

*

Pestizide | Berufskrankheit | Parkinson

Parkinson durch Pestizide wird in Deutschland Berufskrankheit

Deutschland ist damit das dritte EU-Land, das den Zusammenhang zwischen Spritzmitteln und der degenerativen Krankheit anerkennt.

Wie und warum Parkinson genau entsteht, weiss man noch immer nicht. Fest steht aber, dass Menschen, die viel mit Pestiziden hantieren, ein deutlich höheres Risiko haben, daran zu erkranken.

Nach Italien und Frankreich erkennt nun auch Deutschland Parkinson als Berufskrankheit an. Ein ärztlicher Sachverständigenrat hat die Krankheit in Verbindung mit Pestiziden zur Aufnahme in die deutsche Berufskrankheitenverordnung empfohlen. Als Berufskrankheit anerkannt werden kann Parkinson bereits, seit der Antrag am 20. März gestellt wurde.

Betroffen sind vor allem Gärtner:innen, Landwirte, Winzerinnen und anderen Berufsgruppen, die häufig mit Pestiziden arbeiten.

[...] Sind Pestizide generell giftig?

Alles in allem würde das aber bedeuten, dass Pestizide Krankheiten auslösen können. Greenpeace beispielsweise vertritt schon länger die Auffassung, dass neben Parkinson auch ALS, Autoimmunkrankheiten oder Krebs von Pestiziden ausgelöst werden können.

«Prüfen die Behörden zu lasch?», fragte das SRF vor zwei Jahren, als Ungereimtheiten bei der Prüfung von Chlorpyrifos öffentlich wurden. Gefunden hatte diese ein einzelner Wissenschaftler, der die Zulassungsunterlagen gründlich überprüfte, was schliesslich auch zum Verbot führte. Für eine gründliche Durchsicht fehle den Behörden oft die Zeit, schreibt das SRF.

Nicht überprüft werde bis heute auch der Cocktail-Effekt, also die Auswirkungen, die eine Vielzahl an Umweltgiften auf einen Menschen hat.

*

Russland | Rohstoffe | Ressourcen | Ökonomie

Der Ukraine-Krieg und seine Folgen für Russland

Lage in Ostukraine spitzt sich zu. Kämpfe hinterlassen massive Schäden an Mensch und Material. Perspektive für Russland ist düster.

Offiziell wollte man in der Ostukraine ethnische Russen schützen und deren Territorien und die Krim endgültig eingliedern. Nach über zwei Jahren belasten Hunderttausende getötete ukrainische wie russische Soldaten und Zivilisten und zerstörte Gebiete mit allen ökonomischen und ökologischen Folgen das Schuld-Konto der Russischen Föderation, deren Führung zudem ihr eigenes Land und dessen Ansehen ramponiert hat.

Realistisch ist ein Szenario, bei dem Russland nach einem Ende der Kämpfe aus dem Krieg geschwächt herauskommt: politisch instabiler und autoritärer, sozial und regional tiefer gespalten, militärisch enger umstellt, mit weniger internationalem Einfluss.

Die Bevölkerung, die Familien bezahlen diesen Krieg mit dem Leben der Soldaten. Wie schon in den acht Jahren des sogenannten Bürgerkrieges in der Ostukraine sind dessen Ereignisse und Spuren von Anfang an auch in den grenznahen Gebieten im Westen Russlands sichtbar. Wie hoch Verluste und Brüche im Land noch werden, hängt von der Dauer des Krieges ab.

[...] Die Vision vom gemeinsamen Wirtschaftsraum "von Lissabon bis Wladiwostok" ist genauso endgültig gescheitert, wie sich die bis vor Kurzem noch unerschütterliche Hoffnung Russlands auf eine privilegierte Partnerschaft mit Deutschland als ökonomischer Vormacht Europas als Illusion erwies.

Russland ist an der Seite Chinas nicht ebenbürtiger, sondern ökonomisch schwächerer Partner und davon abhängig, seine Rolle als Rohstofflieferant und -markt spielen zu können.

Dem Macht-System in Russland ist es über zwanzig Jahre nicht gelungen, den Reichtum an Ressourcen und die Gewinne aus deren Verkauf dazu zu nutzen, die Wirtschaft nachhaltig zu modernisieren, um internationale Macht nicht nur auf Abhängigkeiten durch Handel und militärischer Stärke aufzubauen.

Das durch die Kriegswirtschaft forcierte "Weiter so" ist tatsächlich keine Umkehr, sondern führt ökonomisch und außenpolitisch tiefer in die Sackgasse. Die Suche nach neuen Wegen oder Alternativen für Russland würde einen Realitätscheck und eine Debatte voraussetzen, die öffentlich während des Krieges kaum führbar ist.

*

INES Kategorie ?28. April 2011 (INES Klass.?) Akw Ascó, ESP

Wikipedia de

Kernkraftwerk Ascó

Störfälle

[...] Am 1. Mai 2011 wurde bekannt, dass bereits am 28. April 2011 25.000 Liter radioaktives Wasser aus dem Kühlkreislauf des Reaktors I entwichen sind. Das Wasser soll nach Augenzeugenberichten knöcheltief im Reaktorgebäude gestanden haben. 14 Mitarbeiter mussten dekontaminiert werden. Der Betreiber Endesa meldete, dass die Kontamination nur an den Schuhen und an der Schutzkleidung nachgewiesen werden konnte. Die Haut der Mitarbeiter sei nicht mit dem Wasser in Berührung gekommen.
 

AtomkraftwerkePlag

Ascó (Spanien)

Im Oktober 2021 genehmigte die spanische Regierung eine Verlängerung der Betriebsbewilligung für Ascó-1 und -2 bis 2030 bzw. 2031.

Austritt radioaktiven Wassers

Im April 2011 liefen 25.000 Liter radioaktiven Wassers aus dem Kühlkreislauf aus, es mussten 14 Arbeiter dekontaminiert werden. Die spanische Umweltschutzorganisation Ecologistas en Acción forderte Aufklärung und den Entzug der Betriebsgenehmigung für das AKW.

 


Aktuelles+  Hintergrundwissen Seitenanfang

 

Aktuelles+

 

Weltordnung | Hybris | Kontrollverlust

Hybris des Westen: Drei Jahrzehnte Chaos und Niedergang

USA und Europa verlieren globalen Einfluss, in Afrika, im Nahen Osten und Asien. Sie antworten darauf mit Gewalt und Repression. Ein Rezept für den Untergang.

Nach dem Fall der Berliner Mauer feierte sich der Westen, die USA und Europa, als Sieger der Geschichte. Geschichte wurde in einer Art globaler Selbstermächtigung für beendet erklärte.

Was nichts anderes heißt als: Es gibt keine bessere Welt als die vom Westen erschaffene. Wir sind im irdischen Paradies angelangt. Was die Menschen und insbesondere "der Rest der Welt" außerhalb der reichen Industriestaaten davon hielten, war irrelevant.

Verletzliche Supermacht

Die USA und ihre Nato-Verbündeten erklärten sich zugleich zu Weltpolizisten, die nun ungehindert für Ordnung sorgen würden. Dem Sich-auf-die-Schulterkopfen und Triumphalismus folgten auch Taten. Doch nicht Ordnung und westliche Zivilisation verbreiteten sich damit, sondern was folgte war Blut, Instabilität und Niedergang.

Der erste Golfkrieg und die Militäroperationen der Nato in Jugoslawien ließen schon erkennen, wohin die Reise gehen sollte. Dann kamen die Anschläge vom 11. September 2001.

Es war ein einschneidendes Ereignis. Nach Jahrzehnten, in denen die USA überall auf der Welt mit Gewalt ihren Willen durchsetzen konnten (von Indochina bis Lateinamerika), wurden für einen Moment die Kanonenrohre umgedreht.

Die Vereinigten Staaten von Amerika – eine Insel der Sicherheit, abgeschirmt von den Konfliktherden der Welt, die sie oft selbst antrieben – zeigten sich verletzlich. Es war auch eine narzisstische Kränkung der "einzig verbliebenen Supermacht" auf der Welt.

Das Tor zur Hölle

Die angeschlagene Supermacht mit der mächtigsten Militärmaschine in der Menschheitsgeschichte ließ daraufhin ihre Muskeln spielen. Der Überfall auf Afghanistan zog die US-Truppen in einen blutigen Sumpf und stieß das ärmliche Land vollends in den Abgrund.

Die Irak-Invasion öffnete dann "die Tore zur Hölle" im Nahen Osten, wie es Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Moussa, vorhersagte.

Nach Angaben der Brown University wurden 4,5 Millionen Menschen im Zuge der sogenannten "Antiterrorkriege" getötet, die zugleich immer mehr Terror züchteten.

Dazu kamen Abu Ghraib, Guantánamo, das Wikileaks-Video "Collateral Murder", die darauffolgende Jagd auf Julian Assange sowie insgesamt auf Journalisten, Kritiker und Whistleblower, der Abbau von Bürgerrechten und der Meinungsfreiheit.

Die Weltpolizisten gehen auf globale Streife

Die Weltpolizisten öffneten zugleich eine andere Front. Mit einer ökonomischen Schocktherapie von Privatisierung und Liberalisierungen, angeleitet von US-Beratern, kollabierte die russische Wirtschaft und führte zu einem beispiellosen Rückgang der Lebenserwartung dort. Wladimir Putin erbte diesen gesellschaftlichen Frust und setzte auf Nationalismus und neue Stärke.

Eine ähnliche Politik hatte man in den USA ab den 1970er-Jahren und später auch in Europa bereits durchgesetzt. Mit dem Instrumentenkasten "Washington Konsens" oder "Neoliberalismus" wurden die Demokratien "marktkonform" gemacht.

Die Auswirkungen der Maßnahmen waren in westlichen Industriestaaten zwar nicht derart drastisch wie in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion (da die "Medizin" schonender verabreicht wurde und die Ökonomien viel gefestigter waren). Aber es fand ebenfalls ein schleichender sozio-ökonomischer Niedergang in Form von wachsender Ungleichheit, Ausbreitung von Armut, stagnierende bis sinkende Reallöhne und Abbau des Wohlfahrtsstaats statt.

In den USA ist die Lebenserwartung jetzt sogar so stark wie nie zuvor in den letzten hundert Jahren zurückgegangen.

Die Nato als Krisenbeschleuniger

Gleichzeitig wurde die Nato gegen Versprechen, die man Gorbatschow machte, weiter nach Osten ausgedehnt. Die westliche Militärallianz rückte immer näher an die russischen Grenzen, während Moskau warnte und deutlich signalisierte, dass Georgien und die Ukraine rote Linien seien für ihre eigenen Sicherheitsbedürfnisse.

Das Bündnis erhielt auch den Auftrag, Regionen ökonomisch auf westfreundlichem Kurs zu halten. Der damalige Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer teilte auf einer Nato-Tagung im Juni 2007 mit, dass "die Nato-Truppen Pipelines bewachen müssen, die Öl und Gas transportieren, das für den Westen bestimmt ist". Sie sollen insgesamt die von Tankern genutzten Seewege und andere "entscheidende Infrastrukturen" des Energiesystems schützen.

Doch der Versuch, die Welt mit Druck, Erpressungen und "militärischen Lösungen", manchmal auch mit ökonomischen Anreizen, unter Kontrolle zu bringen, funktioniert immer weniger. Die Unschlagbarkeit des Westens unter Führung der Vereinigten Staaten, die Fähigkeit, dem Rest der Welt seinen Willen mit Verweis auf die militärische und ökonomische Überlegenheit aufzudrücken, erodiert seit Jahrzehnten immer mehr.

Die Kriegsunternehmungen in Afghanistan, Irak, aber auch in Libyen hinterließen Chaos, während die USA gezwungen waren, ihre Truppen am Ende nach langjähriger Besatzung zurückzuholen und den Einflussverlust hinzunehmen.

Durchhalteparolen im Ukraine-Krieg

Doch trotz der offensichtlichen Desaster macht der Westen weiter wie zu Zeiten, als man noch glaubwürdig Dominanz ausüben konnte. Anstatt Konflikte zu deeskalieren, setzt man auf Konfrontation.

In der Ukraine führt man seit dem Sturz der Janukowitsch-Regierung und Maidan-Proteste 2014 de facto einen Stellvertreter-Krieg mit Russland. Diplomatische Lösungen wären machbar gewesen (vor allem, wenn die USA erklärt hätten, die Sicherheitsbedürfnisse Moskaus zu berücksichtigen und die Ukraine nicht in die Nato aufzunehmen).

Nun droht das Ganze nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 in einem weiteren Fiasko zu enden. Die Ukraine ist trotz massiver Unterstützung durch den Westen weit entfernt zu siegen, im Gegenteil.

Trotz der düsteren Aussichten auf dem Schlachtfeld, der Zerstörung der Ukraine, der Tötung von vielen Tausenden Ukrainern, werden in Europa und USA unbeirrt Durchhalteparolen und Siegesstimmung verbreitet. An die Stelle von Realpolitik ist längst Illusionspolitik getreten.

Weiterlesen...

 


Aktuelles+  Hintergrundwissen Seitenanfang

 

Hintergrundwissen

Die Karte der nuklearen Welt

Die Welt im 21. Jahrhundert...

*

Die "Interne Suche"

Weltordnung | Hybris | Kontrollverlust

12. April 2024 - »Zeitenwende« und Kriegstüchtigkeit

25. Februar 2023 - Der Ukraine-Krieg und unsere Pflicht zum Frieden

3. Oktober 2022 - Chomsky: "Es gibt das Risiko, dass der Westen bis nach Russland vordringen könnte"

 

**

Die Suchmaschine Ecosia pflanzt Bäume!

https://www.ecosia.org/search?q=Weltordnung

https://www.ecosia.org/search?q=Hybris

 

**

Wikipedia

Hegemonie

Die politische Umsetzung der Hegemonialtheorie vollzieht sich am Anfang der 2020er Jahre vor dem Hintergrund eines vorwiegend konfrontativen außen- und militärpolitischen „America-first“-Kurses der US-Administration. Das zeigt sich auch beim Ringen um das letzte noch funktionierende russisch-amerikanische Vertragswerk zur Reduzierung strategischer Nuklearwaffen New START, zum Beispiel im US-Compliance Report 2020. Selbst unter veränderten geopolitischen Kräftekonstellationen und neuesten technologischen militärisch nutzbaren Entwicklungen tritt ein hegemonialer amerikanischer Politikstil deutlich hervor: Auf Russlands Argumente und Verweise zu konkretem vertragsverletzenden amerikanischen Verhalten gehen die Vereinigten Staaten nicht ein. Nach eigenem imperialen bzw. hegemonialen Wertmaßstab werden zwar (sicherheits-)politische Beurteilungen über die globalen Vertragspartner abgegeben, aber deren ökonomische Defensivposition und konventionelle militärpolitische Unterlegenheit ausgeblendet.

Inwieweit der Regierungswechsel von Donald Trump zu Joe Biden eine Änderung des „America-first“-Kurses darstellt, ist umstritten...

 

**

YouTube

Suche: Weltordnung 2024

https://www.youtube.com/results?search_query=Weltordnung+2024
 

Wird in einem neuen Fenster geöffnet! - YouTube-Kanal "Reaktorpleite" Playlist - Radioaktivität weltweit ... - https://www.youtube.com/playlist?list=PLJI6AtdHGth3FZbWsyyMMoIw-mT1Psuc5Playlist - Radioaktivität weltweit ...

In dieser Playlist finden sich über 150 Videos zum Thema Atom*

 


Zurück zu:

Newsletter XVII 2024 - 21. bis 27. April

Zeitungsartikel 2024

 


Für die Arbeit an 'THTR Rundbrief', 'reaktorpleite.de' und 'Karte der nuklearen Welt' braucht es aktuelle Informationen, tatkräftige, frische Mitstreiter und Spenden. Wer helfen kann, sende bitte eine Nachricht an: info@reaktorpleite.de

Spendenaufruf

- Der THTR-Rundbrief wird von der 'BI Umweltschutz Hamm' herausgegeben und finanziert sich aus Spenden.

- Der THTR-Rundbrief ist inzwischen zu einem vielbeachteten Informationsmedium geworden. Durch den Ausbau des Internetauftrittes und durch den Druck zusätzlicher Infoblätter entstehen jedoch laufend Kosten.

- Der THTR-Rundbrief recherchiert und berichtet ausführlich. Damit wir das tun können, sind wir auf Spenden angewiesen. Wir freuen uns über jede Spende!

Spendenkonto: BI Umweltschutz Hamm

Verwendungszweck: THTR Rundbrief

IBAN: DE31 4105 0095 0000 0394 79

BIC: WELADED1HAM

 


Aktuelles+ Hintergrundwissen Seitenanfang

***